Der Youtube Account von Stefan Niggemeier wurde wegen “wiederholter Urheberrechtverletzung” gelöscht. Und damit auch viele Videos, die er in seinen Reportagen eingebaut hat. Wie zu erwarten war, werden bei Niggemeier viel Hähme gegen ihn und haltlose Vorwüfe gegen Google/YouTube kommentiert. Niggemeier ist demnach selber Schuld, er könne die Videos ja selber hosten. Google/Youtube wird als willfähriger Lakai der TV Sender dargestellt. Das ist kurzgedachter trolligster Dummfug. Die Angriffe gegen Niggemeier sind lächerlich. Die Anklagen gegen Google/YouTube ebenso. Zu kritisieren und diskussionswürdig ist stattdessen die Rechtslage.
Selbst wenn S.N. die Videos selber hosten würde, könnte er damit nicht verhindern, dass andere diese Videos kontextfern woanders anzeigen. In dem Moment stände S.N. also selber und alleine in der Verantwortung, was die Verbreitung und Präsentation der Videos angeht. Vom techinschen und finanziellen Aufwand mal ganz abgesehen.
Google/Youtube setzt sich hier nicht für Copyrights oder Verfolgung von Urheberrechtsverstößen ein. Es ist einfach so, dass G/Y die Verantwortung trägt und die Sender sich an G/Y wenden wenn sie eine Urheberrechtsverstoß bekämpfen wollen. G/Y haben also keine andere Wahl als zu löschen, wenn die Sender ihre Ansprüche anmelden und glaubhaft darlegen können. Dass diese das aber nur dazu missbrauchen, um unerwünschte Kritik zu zensieren, ist offensichtlich. Dass sie die gleichen Videos auf eigenen Portalen nach wie vor anbieten, spielt in dem Zusammenhang auch eine Rolle. Sie sähen es natürlich lieber, wenn die eigenen Videoportale wie MyVideo und Clipfish mehr Popularität erlangten. Da hätten sie auch die unmittelbare Kontrolle darüber, was wann wo angezeigt wird. Wenn man diese benutzt, begibt man sich also in deren Abhängigkeit. G/Y hat da eine neutralere Position.
Die bestehende rechtliche Situation erlaubt es einem mächtigen Sender also, jedwede Kritik die mit Videozitat verbunden ist, über Umwege und advokatische Winkelzüge zu schwächen oder ganz zu unterbinden. Dieser Rechtszustand ist unerträglich. Er ist undemokratisch und schränkt Meinungsfreiheit ein. Deshalb und aus vielen anderen Gründen, bedarf das so genannte Urheberrecht einer Reform, die die Macht der Urheber gegenüber Kritikern und Nutzern einschränkt.
Es ist doch geradezu schizophren, dass wenn S.N. einen relativ unabhängigen Dienst wie G/Y benutzt, er einer Urheberrechtsverletzung bezichtigt wird, aber es anscheinend OK wäre, wenn er abhängige Dienste wie MyVideo oder Clipfish verwenden und damit Werbung für diese machen würde.
Der Kampf um den Markt wird nicht mit wettbewerblichen Mitteln ausgetragen, sondern mit juristischen, auf dem Rücken der Nutzer und Konsumenten.
(ix)
Autor: Ixiter
Alle ArtikelIxiter ist Quelltextschreiber, Pixelsortierer, Lieferantenbetreuer und Aufstrichberater. Wenn ihm das alles nicht reicht, schreibt er hier über nichts geringeres, als den Sinn und Unsinn der Existenz. Und wenn ihm die Argumente ausgehen, kommt er mit triftigen Gründen. Immer.
Warum überschreiben Sie Ihre Stellungnahme mit dem reißerischen Titel “Niggemeier zensiert”? Im weiteren Verlauf Ihres Kommentars weisen Sie ja ausdrücklich darauf hin, dass G/Y gar keine andere Wahl hatten. Von einer “Zensur” kann also mindestens im klassischen Sinne keine Rede sein. (Es handelt sich im übrigen ja keinesfalls darum, dass die Sender Niggemeiers Kritik abwürgten; sie entzogen ihm lediglich die dokumentarische Grundlage. Die Kritik als solche bleibt unabhängig davon erhalten.)
@Gregor Keuschnig: Ich finde diesen Titel nicht sonderlich reißerisch. Außerdem endet der Titel nicht an der zitierten Stelle.
Die Frage nach dem warum, ist leicht zu beantworten. Der Titel gefällt mir.
Zensur ist, jemandem zu verbieten oder daran zu hindern etwas zu zeigen, darzustellen oder zu behaupten.
Entzieht man einem Kritiker die dokumentarische Grundlage, würgt man die Kritik ab, wenn man dieses Wort benutzen will.
Die Überschrift “Niggemeier zensiert” trifft es in der Tat. “Hans” und ein Dutzend andere reale Personen (nicht Pseudonyme) könnten davon berichten. Wenn ihm Kommentatoren nicht passen, werden ihre IPs rigoros gesperrt. Sie landen in der Moderationsschleife oder verschwinden einfach im digitalen Nirvana. Niggemeier missachtet nicht nur die Urheberrechte anderer, sondern er verletzt auch den Datenschutz. Dafür hat er sich schon einige Rügen des Berliner Datenschutzbeauftragten eingefangen.
Im Kritisieren anderer ist er ganz groß. Selbstkritik bleibt ihm fremd.
@Zitteraal: Alle diese Vorwürfe sind belegt wie und wo?